Ratgeber

Nachhaltigkeit bei Firmenevents: Green Workshops in Berlin

Nachhaltigkeit bei Firmenevents: Green Workshops in Berlin
Veganes Catering, CO₂-Kompensation, Zero-Waste-Locations – was möglich ist.

Ein Strategieworkshop im Berliner Umweltforum, vegane Bowl zum Lunch, die CO₂-Bilanz des Events bereits kompensiert – was vor wenigen Jahren noch als Nischenthema galt, ist 2025 zur Erwartungshaltung geworden. Laut einer aktuellen Studie halten 54 Prozent der Eventplaner Nachhaltigkeit für sehr wichtig, und 71 Prozent der Generation Z und Millennials lassen Umweltaspekte direkt in ihre Entscheidungen einfließen. Berlin hat sich dabei zur Vorreiter-Stadt für nachhaltige Firmenveranstaltungen entwickelt – mit zertifizierten Locations, spezialisierten Caterern und einem Ökosystem, das Green Events nicht nur möglich, sondern praktikabel macht.

Was macht ein Firmenevent wirklich nachhaltig?

Ein nachhaltiges Firmenevent berücksichtigt ökologische, soziale und ökonomische Aspekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Location-Wahl über Anreise und Catering bis zur Nachbereitung. Der Dreiklang „Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren" bildet dabei das Grundprinzip, wobei echte Nachhaltigkeit weit über symbolische Maßnahmen hinausgeht.

Die Eventbranche verursacht erhebliche Umweltbelastungen: Teilnehmende einer Konferenz produzieren durchschnittlich 1,89 Kilogramm Abfall und mehr als 176 Kilogramm CO₂-Emissionen pro Tag. Diese Zahlen stammen aus einer Analyse von 60 Konferenzen in Nordamerika, Europa und Asien. Doch das Bewusstsein wächst – und damit die Lösungen.

Bereits 60 Prozent der Veranstaltungsanbieter haben einen Nachhaltigkeitsstandard implementiert, ein weiteres Viertel plant diesen Schritt. Bei meiner Begleitung eines Berliner Technologie-Unternehmens bei der Umstellung auf Green Events zeigte sich: Der größte Hebel liegt oft nicht dort, wo man ihn vermutet. Nicht das Catering, sondern die Anreise der Teilnehmenden macht den Löwenanteil des CO₂-Fußabdrucks aus.

BereichAnteil am CO₂-FußabdruckReduktionspotenzial
Anreise & Mobilität60–70 %Sehr hoch
Übernachtung15–20 %Mittel
Catering10–15 %Hoch
Energie & Technik5–10 %Mittel
Materialien & Print2–5 %Hoch

Zero-Waste-Locations in Berlin: Die Top-Adressen

Berlin bietet eine einzigartige Dichte an zertifizierten Green-Event-Locations – vom ehemaligen Kirchengebäude mit Solardach bis zum EMAS-zertifizierten Kongresszentrum. Diese Venues verbinden nachhaltige Infrastruktur mit professionellem Eventmanagement und ermöglichen klimaneutrale Veranstaltungen ohne Qualitätseinbußen.

Das Umweltforum Berlin in Friedrichshain gilt als Pionier der nachhaltigen Eventbranche. Die ehemalige Großstadtkirche wurde zum ökologischen Konferenzzentrum umgebaut: Photovoltaik-Anlage, Blockheizkraftwerk und Solarfassade sorgen für 100 Prozent erneuerbare Energie. Auf dem Dachgarten leben zehn Bienenvölker. Die Location ist einer der ersten „Sustainable Meetings Berlin Partner" und nach EMAS zertifiziert – dem strengsten Umweltmanagementsystem der EU.

Der EUREF-Campus in Schöneberg demonstriert, wie Zukunftstechnologie und Eventbetrieb zusammenpassen. Mit Solarzellen und Windturbinen produziert der Campus seine eigene erneuerbare Energie. Regenwassersammelsysteme versorgen die Bewässerung und Sanitäranlagen. Für bis zu 1.000 Personen bietet er flexible Veranstaltungsräume – innen wie außen.

Die AXICA Eventlocation am Pariser Platz, entworfen von Star-Architekt Frank O. Gehry, zeigt, dass Nachhaltigkeit und Exklusivität kein Widerspruch sind. Als „Sustainable Meetings Berlin Leader" nutzt sie erneuerbare Energien, energieeffiziente Klimatechnik und bietet ausschließlich regionales Bio-Catering an.

Worauf ich bei Location-Besichtigungen besonders achte: Fragen Sie nach konkreten Zertifizierungen. Labels wie EMAS, Green Globe oder das Hamburger „Green Events Siegel" bieten Orientierung. 90 Prozent der mit dem Green Events Siegel zertifizierten Veranstalter würden es weiterempfehlen – ein starkes Qualitätssignal.

Veganes und nachhaltiges Catering: Der Genuss-Faktor

Nachhaltiges Catering bedeutet 2025 weit mehr als der Verzicht auf Fleisch – es umfasst regionale Lieferketten, saisonale Menüs, Zero-Waste-Konzepte und kreative pflanzliche Küche, die auch Fleischesser begeistert. Der Trend „Veganizing Recipes" bringt traditionelle Gerichte in neuer, klimafreundlicher Form auf den Tisch.

Die Gastronomie reagiert auf veränderte Erwartungen: Plant-Based-Innovationen mit Proteinen aus Erbsen, Lupinen oder Pilzen bieten geschmackvolle Alternativen. Der weltweite Markt für alternative Milchprodukte wird bis 2029 auf 34,6 Milliarden US-Dollar geschätzt. Auch klassische Caterer erweitern ihr Angebot – vegetarische und vegane Optionen sind fester Bestandteil moderner Menüs geworden.

Zero-Waste-Catering minimiert Lebensmittelverschwendung durch präzise Planung und kreative Resteverwertung. Nose-to-Tail bei tierischen Produkten, Leaf-to-Root bei pflanzlichen – diese Konzepte aus der Spitzengastronomie erreichen nun die Eventbranche. Regionale und saisonale Zutaten verkürzen Transportwege und garantieren Frische.

Bei einem Workshop, den ich für ein Berliner Startup organisierte, testeten wir ein rein veganes Menü, ohne dies vorher anzukündigen. Das Ergebnis: Durchweg positive Rückmeldungen, keine einzige Beschwerde. Der Caterer hatte auf Live-Cooking-Stationen gesetzt, bei denen die Zubereitung zum Erlebnis wurde. Diese Transparenz schafft Akzeptanz.

Empfehlenswerte Berliner Caterer mit Nachhaltigkeitsfokus arbeiten mit Bio-Zertifizierung, Fair-Trade-Produkten und regionalen Erzeugern. Fragen Sie nach: Woher stammen die Zutaten? Wie werden Reste verwertet? Gibt es Mehrweggeschirr? Ein professioneller Nachhaltigkeits-Caterer kann diese Fragen konkret beantworten.

CO₂-Kompensation: So funktioniert der Ausgleich

CO₂-Kompensation ergänzt die Strategie „Vermeiden und Reduzieren" um die Möglichkeit, unvermeidbare Emissionen durch Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte auszugleichen. Das Umweltbundesamt stellt dafür einen kostenlosen Online-Rechner bereit, und Anbieter wie ClimatePartner oder myclimate bieten TÜV-zertifizierte Lösungen.

Die Berechnung des Event-Fußabdrucks erfasst alle relevanten Emissionsquellen: Anreise der Teilnehmenden, Übernachtungen, Catering, Energieverbrauch, Materialien und Transport. Der CO₂-Rechner des Umweltbundesamtes ermöglicht eine erste Abschätzung in wenigen Schritten. Für professionelle Veranstaltungen empfehle ich spezialisierte Tools wie den ClimatePartner Event-Rechner oder KlimAktiv.

Wichtig bei der Wahl des Kompensationsprojekts: Achten Sie auf anerkannte Standards wie Gold Standard, VCS (Verified Carbon Standard) oder das Zertifikat von CarbonFix. Der Gold Standard gilt als weltweit strengster Zertifizierungsstandard und garantiert nachhaltige Entwicklung in den Projektländern. Nach Angaben der Anbieter werden Projekte jährlich von unabhängigen Dritten wie dem TÜV auditiert.

Ein Beispiel aus der Praxis: Die VExCon, eine Branchenveranstaltung, verursachte inklusive Sicherheitsaufschlag etwa 8,7 Tonnen CO₂. Durch Kompensation über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt und das ClimatePartner-Label konnte sie als klimaneutral kommuniziert werden. Die Kosten für Kompensation liegen typischerweise bei 25 bis 40 Euro pro Tonne CO₂ – für ein mittelgroßes Event oft nur wenige hundert Euro.

Mein Rat: Kompensation ist der letzte Schritt, nicht der erste. Wer nur kompensiert, ohne vorher zu reduzieren, betreibt Greenwashing. Ab 2026 müssen Unternehmen ihre Umweltversprechen ohnehin belegen können – die neue EU-Richtlinie gegen Greenwashing schafft klare Anforderungen.

Die Checkliste für Ihr Green Event

Eine systematische Planung entscheidet über den Erfolg nachhaltiger Veranstaltungen. Die folgende Checkliste deckt alle relevanten Bereiche ab und hilft, von der ersten Idee bis zur Nachbereitung keinen Aspekt zu übersehen – mit konkreten Maßnahmen statt vager Absichtserklärungen.

Location & Infrastruktur

  • ÖPNV-Anbindung prüfen (S-Bahn, U-Bahn, Bus in Laufnähe)
  • Zertifizierungen abfragen (EMAS, Green Globe, Sustainable Meetings Berlin)
  • Energieversorgung klären (Ökostrom, erneuerbare Energien)
  • Barrierefreiheit sicherstellen

Mobilität & Anreise

  • Venue-Ticket für Bahnreisen anbieten (100 % Ökostrom bei der Bahn)
  • Fahrgemeinschaften koordinieren
  • Shuttle-Service vom Hauptbahnhof bei größeren Events
  • CO₂-Kompensation für Flugreisen ermöglichen

Catering & Verpflegung

  • Vegetarische/vegane Optionen als Standard
  • Regionale und saisonale Zutaten bevorzugen
  • Mehrweggeschirr und -besteck nutzen
  • Resteverwertung mit Caterer vereinbaren
  • Leitungswasser statt Flaschenwasser

Materialien & Kommunikation

  • Digitale statt gedruckte Unterlagen
  • Wenn Print, dann Recyclingpapier und klimaneutraler Druck
  • Wiederverwendbare Namensschilder
  • Give-aways kritisch hinterfragen

Nachbereitung

  • CO₂-Bilanz erstellen und kommunizieren
  • Feedback zur Nachhaltigkeit einholen
  • Learnings dokumentieren für Folgeveranstaltungen

Kosten und ROI nachhaltiger Events

Nachhaltige Veranstaltungen sind nicht zwangsläufig teurer – oft ergeben sich durch Einsparungen bei Materialien, Energie und Logistik sogar Kostenvorteile. Der eigentliche Return on Investment liegt jedoch in der Außenwirkung: Employer Branding, Kundenbindung und die Erfüllung wachsender ESG-Anforderungen.

Die Investition in nachhaltige Eventformate amortisiert sich auf mehreren Ebenen. Direkte Einsparungen entstehen durch den Verzicht auf Give-aways, reduzierte Druckkosten und effizienteres Catering mit weniger Verschwendung. Die Kosten für CO₂-Kompensation fallen demgegenüber gering aus – selbst für ein Ganztagesevent mit 100 Personen liegen sie typischerweise unter 500 Euro.

Der indirekte Nutzen wiegt schwerer: 48 Prozent der Unternehmen setzen bereits auf nachhaltige Materialien und Abfallmanagement bei Events, 44 Prozent achten bei der Location-Wahl auf nachhaltige Reisewege. Diese Unternehmen berichten von gesteigerter Arbeitgeberattraktivität und positiverem Feedback der Teilnehmenden. In einer Zeit, in der 71 Prozent der jüngeren Generationen Nachhaltigkeit in ihre Entscheidungen einbeziehen, wird das Green Event zum Wettbewerbsvorteil.

Bei der Budgetplanung empfehle ich, etwa 5 bis 10 Prozent des Eventbudgets explizit für Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu reservieren. Diese Summe deckt Mehrkosten für Bio-Catering, Zertifizierungen und Kompensation ab – und signalisiert intern wie extern, dass Nachhaltigkeit keine Nebensache ist.

Was kostet die CO₂-Kompensation für ein Firmenevent?

Die Kosten hängen von Teilnehmerzahl, Anreisewegen und Veranstaltungsdauer ab. Als Richtwert: Pro Tonne CO₂ fallen 25 bis 40 Euro an. Ein Tagesworkshop mit 50 Teilnehmenden, überwiegend regionaler Anreise, verursacht etwa 2 bis 5 Tonnen – die Kompensation kostet also 50 bis 200 Euro.

Welche Zertifizierungen sind bei Locations aussagekräftig?

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) gilt als strengster EU-Standard. Green Globe zertifiziert international Hotels und Venues. In Berlin ist das Label „Sustainable Meetings Berlin Partner" etabliert. Das Hamburger „Green Events Siegel" mit bis zu 112 Nachhaltigkeitsmaßnahmen setzt sich zunehmend durch.

Wie überzeuge ich skeptische Kolleginnen und Kollegen von veganem Catering?

Setzen Sie auf Qualität statt Verzichtsrhetorik. Live-Cooking-Stationen, internationale Küche und hochwertige Zutaten überzeugen auch Fleischesser. Mein Tipp: Kommunizieren Sie das Menü als „moderne Küche" statt als „veganes Experiment" – die Reaktionen sind deutlich positiver.

Wie messe ich den Erfolg eines nachhaltigen Events?

Erstellen Sie eine CO₂-Bilanz vor und nach dem Event, nutzen Sie Teilnehmenden-Feedback zu Nachhaltigkeitsaspekten, dokumentieren Sie eingesparte Materialien und Abfallmengen. Tools wie der UBA-Rechner oder ClimatePartner liefern konkrete Kennzahlen für Ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Lohnt sich die Zertifizierung für einmalige Veranstaltungen?

Für Einzelevents ist eine vollständige Zertifizierung meist nicht wirtschaftlich. Nutzen Sie stattdessen zertifizierte Dienstleister – Location, Caterer, Technikpartner. Deren bestehende Zertifizierungen färben auf Ihre Veranstaltung ab, ohne eigenen Audit-Aufwand.


Quellen

  • Cvent Eventstatistiken 2025
  • German Convention Bureau (GCB) Veranstaltungsmarkt-Studie 2024
  • MeetGreen Konferenz-Analyse (60 Events, 2007–2014)
  • Umweltbundesamt CO₂-Rechner für Veranstaltungen
  • ClimatePartner Event-Kompensation
  • Green Events Siegel Hamburg (Stadtkultur HH, März 2025)
  • Berlin Convention Office: Sustainable Meetings Berlin
  • kesch Event & Brand Experience Trendreport 2025

Stand: Dezember 2025