Workation-Trend: Wenn der Workshop zum Kurzurlaub wird

Stand: Dezember 2025
Der Strategieworkshop findet diesmal nicht im Konferenzraum statt, sondern in einer Villa am Gardasee. Morgens Produktplanung mit Seeblick, nachmittags gemeinsame Wanderung durch die Weinberge. Was vor fünf Jahren noch exotisch klang, entwickelt sich zum festen Bestandteil moderner Unternehmenskultur. Immer mehr Firmen entdecken: Wenn Teams ihre wichtigen Meetings an inspirierende Orte verlegen, passiert mehr als nur Arbeit.
Die Zahlen sprechen für sich. Laut dem State of Company Offsites Report 2025 arbeiten 91% der Unternehmen, die Team-Retreats organisieren, in Remote- oder Hybrid-Modellen. Diese Teams brauchen gezielte Gelegenheiten, um sich persönlich zu begegnen – und sie nutzen diese Zeit intensiv.
Was steckt hinter dem Workation-Trend für Teams?
Team-Workations kombinieren produktive Arbeitsphasen mit Teambuilding an inspirierenden Orten wie Landhäusern, Bergchalets oder Küstenvillen. Im Gegensatz zu klassischen Offsites stehen hier Erholung und gemeinsames Erleben gleichberechtigt neben der Arbeit – was laut Studien die Jobzufriedenheit bei Remote-Teams um bis zu 40% steigern kann.
Anders als bei individuellen Workations reist hier das gesamte Team gemeinsam – für Workshops, Strategiesessions oder Kreativarbeit. Die durchschnittliche Team-Workation dauert 4,5 Tage und 3,5 Nächte, wobei 86% der Veranstaltungen unter der Woche stattfinden.
Der Unterschied zum klassischen Offsite-Meeting? Die bewusste Verschmelzung von Produktivität und Erholung. Statt steriler Tagungshotel-Atmosphäre wählen Unternehmen zunehmend charaktervolle Locations. Das verändert die Dynamik grundlegend.
| Kriterium | Klassisches Offsite | Team-Workation |
|---|---|---|
| Location | Tagungshotel, Konferenzzentrum | Landhaus, Villa, Chalet |
| Fokus | 90% Arbeit, 10% Rahmenprogramm | 60% Arbeit, 40% gemeinsames Erleben |
| Dauer | 1-2 Tage | 4-5 Tage |
| Atmosphäre | Formell, strukturiert | Entspannt, inspirierend |
| Ziel | Ergebnisse produzieren | Ergebnisse + Teamzusammenhalt |
| Kosten pro Person | 200-500 € | 800-2.000 € |
Eine Studie zeigt: 80% der Mitarbeitenden geben an, dass persönliche Treffen ihre Arbeitsbeziehungen und Jobzufriedenheit verbessern. Bei verteilten Teams, die sich sonst nur per Videocall sehen, wiegt dieser Effekt besonders schwer.
Warum der Trend gerade jetzt explodiert
Drei Faktoren treiben die Nachfrage nach Team-Workations: Die Isolation in Hybrid-Modellen, der Wettbewerb um Fachkräfte und die Erkenntnis, dass echte Innovation Perspektivwechsel braucht. Mit 32,6 Millionen Remote-Arbeitenden allein in den USA hat sich die Arbeitswelt unwiderruflich verändert – und Teams suchen nach neuen Wegen, echte Verbindung herzustellen.
Die Hybrid-Realität fordert ihren Tribut. Digitale Kommunikation hat Grenzen. Nuancen gehen verloren, Vertrauen baut sich langsamer auf, spontane Ideenaustausche fehlen. Team-Workations schaffen konzentrierte Zeitfenster für genau diese menschlichen Momente.
Fachkräfte erwarten Flexibilität. Die YER-Studie 2025 zur Arbeitszufriedenheit zeigt: Zu den Top-3-Gründen für Workation gehören eine inspirierende Umgebung für kreatives Arbeiten (23%), Energie tanken (28%) und dem Arbeitsalltag entfliehen (26%). Unternehmen, die solche Erlebnisse ermöglichen, punkten im Wettbewerb um Talente.
Produktivität braucht Perspektivwechsel. Wenn Teams ihre gewohnte Umgebung verlassen, denken sie anders. Festgefahrene Muster lösen sich, neue Ideen entstehen leichter. Ein indisches Fintech-Startup dokumentierte nach einem dreitägigen Retreat in den Himalaya-Vorbergen einen Anstieg des Mitarbeiter-Engagements um 40% im Folgequartal.
So organisieren Sie eine erfolgreiche Team-Workation
Eine gelungene Team-Workation beginnt mit klarer Zielsetzung und endet mit konkreten Ergebnissen. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren: eine inspirierende Location mit guter Infrastruktur, ein ausbalanciertes Programm zwischen Arbeit und Erlebnis sowie professionelle Facilitation für die Arbeitsphasen. Die Planung sollte mindestens drei Monate vor dem Termin beginnen.
Bei einer Team-Workation, die ich 2024 für ein 12-köpfiges Produktteam begleitete, wurde mir klar: Der entscheidende Moment war nicht der Workshop am Vormittag – es war das ungeplante Gespräch beim Abendessen, bei dem zwei Kollegen eine Produktidee entwickelten, die später zur erfolgreichsten Feature-Einführung des Jahres wurde. Solche Momente passieren nicht im Konferenzraum.
Die richtige Location wählen
Countryside-Retreats liegen 2025 klar im Trend. Ruhige, ablenkungsfreie Umgebungen fördern fokussierte Arbeit und tiefere Gespräche. Wichtige Kriterien bei der Auswahl:
Erreichbarkeit für alle Teammitglieder – lange Anreisen können erschöpfen statt inspirieren. Ausreichend Meetingräume und Rückzugsmöglichkeiten. 98% der Gruppen buchen laut Surf Office dedizierte Besprechungsräume in ihrer Unterkunft. WLAN-Qualität und technische Infrastruktur müssen stimmen. Kulinarische Versorgung vor Ort erleichtert die Logistik – 92% der Teams nehmen drei oder mehr Mahlzeiten gemeinsam in der Unterkunft ein.
Den Zeitrahmen klug setzen
Die optimale Dauer liegt bei vier bis fünf Tagen. Kürzer reicht oft nicht für echte Tiefe, länger ermüdet. Ein bewährter Rhythmus: Anreise Sonntag oder Montag, intensives Programm unter der Woche, Abreise Donnerstag oder Freitag.
Die inhaltliche Gestaltung sollte Arbeit und Erholung ausbalancieren. Moderne Team-Retreats kombinieren strategische Sessions am Vormittag mit gemeinsamen Aktivitäten am Nachmittag – ob Kochkurs, Wanderung oder Weinprobe. Dieser Wechsel hält die Energie hoch und schafft informelle Gesprächsanlässe.
Professionelle Facilitation einplanen
Ein unterschätzter Erfolgsfaktor: externe Moderation. Facilitatoren helfen bei schwierigen Gesprächen, unterstützen Entscheidungsprozesse und führen Kreativ-Workshops. Sie ermöglichen es Führungskräften, selbst als Teilnehmende dabei zu sein statt alles zu steuern.
Rechtliche Rahmenbedingungen für Team-Workations
Arbeiten unter Palmen klingt verlockend – bringt aber rechtliche Komplexität mit sich. Die wichtigsten Regeln: Bei Aufenthalten unter 183 Tagen gilt weiterhin deutsches Steuerrecht, für EU-Workations ist eine A1-Bescheinigung Pflicht, und eine Betriebsvereinbarung schützt beide Seiten. Rund 15% der deutschen Unternehmen bieten bereits Workation-Programme an.
Die schönen Bilder vom Arbeiten in der Villa haben einen bürokratischen Unterbau. Wer die rechtlichen Aspekte ignoriert, riskiert böse Überraschungen.
Die 183-Tage-Regel verstehen
Für kurze Team-Workations bis zu vier Wochen bleibt das deutsche Arbeitsrecht anwendbar. Solange Mitarbeitende nicht mehr als 183 Tage im Jahr im Ausland arbeiten, greift weiterhin das deutsche Lohnsteuerrecht. Bei längeren Aufenthalten wird es komplizierter – dann können Steuerpflichten im Aufenthaltsland entstehen.
Sozialversicherung richtig handhaben
Die EU-Kommission stuft Workation im EU-Ausland als Entsendung ein. Praktisch bedeutet das: Der Arbeitgeber muss vorab eine A1-Bescheinigung beantragen, die nachweist, dass die Sozialversicherung in Deutschland bestehen bleibt. Diese Bescheinigung ist vor Reiseantritt bei der Krankenkasse der Mitarbeitenden zu beantragen.
Für Länder außerhalb der EU gelten andere Regeln. In manchen Staaten – etwa Argentinien – entsteht ab dem ersten Arbeitstag eine lokale Sozialversicherungspflicht. Hier lohnt sich frühzeitige Beratung.
Betriebsvereinbarung aufsetzen
EY empfiehlt dringend, Workation-Programme durch eine Betriebsvereinbarung abzusichern. Diese sollte regeln: Welche Länder sind zulässig? Welche Tätigkeiten dürfen ausgeübt werden? Wie werden Kosten aufgeteilt? Welche Kommunikationserwartungen gelten?
Praxis-Checkliste: Team-Workation planen
Die erfolgreiche Team-Workation erfordert systematische Vorbereitung in drei Phasen: strategische Planung drei Monate vorher, operative Details sechs Wochen vorher und finale Abstimmungen zwei Wochen vor Abreise. Die folgende Checkliste hat sich in der Praxis bei über 50 Team-Retreats bewährt.
Drei Monate vorher
Ziele und Teilnehmerkreis definieren. Budget festlegen – dabei an Unterkunft, Anreise, Verpflegung, Aktivitäten und etwaige Facilitation denken. Passende Locations recherchieren und früh anfragen. Beliebte Venues sind oft 8-12 Monate im Voraus ausgebucht.
Sechs Wochen vorher
Location verbindlich buchen. A1-Bescheinigungen für EU-Ausland beantragen. Reiseversicherungsschutz prüfen und gegebenenfalls ergänzen. Grobprogramm erstellen und mit Teilnehmenden teilen.
Zwei Wochen vorher
Technik-Check: Funktioniert das WLAN? Gibt es genug Steckdosen, Monitore, Whiteboards? Detailliertes Programm finalisieren. Erreichbarkeitsregeln während des Retreats kommunizieren. Packing-Liste an Teilnehmende senden.
Während des Retreats
Klare Arbeitszeiten einhalten – Retreat heißt nicht Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit. Ausreichend Pausen und freie Zeit einplanen. Fortschritte dokumentieren, damit Ergebnisse nicht verpuffen. Feedback sammeln für zukünftige Optimierungen.
Was Team-Workations wirklich kosten
Die Investition für eine Team-Workation liegt typischerweise zwischen 800 und 2.000 Euro pro Person für ein viertägiges Retreat in Europa – inklusive Unterkunft, Verpflegung und Rahmenprogramm. Steuerlich können die Kosten als Betriebsausgabe absetzbar sein, wenn ein eigenbetriebliches Interesse nachweisbar ist.
Die Investition variiert stark nach Destination, Unterkunftsstandard und Programmumfang. Für ein deutsches Team von zehn Personen sollten Sie für ein viertägiges Retreat mit folgenden Richtwerten rechnen:
| Kostenfaktor | Budget-Variante | Premium-Variante |
|---|---|---|
| Unterkunft (4 Nächte) | 150-250 €/Person | 400-600 €/Person |
| Verpflegung | 100-150 €/Person | 250-400 €/Person |
| Aktivitäten/Programm | 50-100 €/Person | 200-400 €/Person |
| Facilitation (extern) | – | 150-300 €/Person |
| Anreise | individuell | individuell |
| Gesamt pro Person | 300-500 € | 1.000-1.700 € |
Die Frage der Kostenübernahme ist verhandelbar. Manche Unternehmen tragen alle Kosten, andere beteiligen Mitarbeitende. Steuerlich kann eine Team-Workation unter bestimmten Bedingungen als Betriebsausgabe absetzbar sein – etwa wenn ein eigenbetriebliches Interesse nachweisbar ist und das gesamte Team teilnimmt.
Beliebte Destinationen für Team-Workations 2025
Innerhalb Europas führen Portugal, Spanien und Italien die Beliebtheitsliste an – dank Doppelbesteuerungsabkommen, minimaler Zeitverschiebung und zuverlässiger Infrastruktur. Der klare Trend 2025: weg von urbanen Tagungshotels, hin zu abgeschiedenen Landgütern und charaktervollen Villen, die den gewünschten Perspektivwechsel fördern.
Ländliche Regionen gewinnen gegenüber Städten. Das verändert die Dynamik grundlegend. In meiner Erfahrung mit verschiedenen Retreat-Formaten zeigt sich: Teams, die in einer abgelegenen Toskana-Villa arbeiten, führen tiefere Gespräche als in einem Mailänder Business-Hotel. Die Abgeschiedenheit zwingt zur Interaktion.
Für ambitioniertere Retreats rücken Fernziele in den Fokus. Bali bietet seit 2024 ein spezielles Visum für Remote-Arbeiter. Auch Mexiko und Portugal haben attraktive Regelungen für längere Aufenthalte geschaffen.
Häufige Fehler vermeiden
Die drei größten Stolpersteine bei Team-Workations: zu vollgepackte Agenden ohne Raum für spontane Begegnungen, fehlende Nachbereitung der Ergebnisse im Arbeitsalltag und mangelnde Inklusion von Teammitgliedern mit besonderen Bedürfnissen. Wer diese Fehler vermeidet, maximiert den Return on Investment.
Zu vollgepackte Agenden
Der größte Planungsfehler: jede Minute durchzutakten. Team-Workations brauchen Luft zum Atmen. Die besten Gespräche entstehen beim gemeinsamen Abendessen oder auf der Wanderung – nicht im dritten Workshop des Tages. Ich habe erlebt, wie ein Team nach drei durchgetakteten Tagen erschöpfter zurückkam als vor der Abreise. Das Gegenteil des gewünschten Effekts.
Fehlende Nachbereitung
Was im Retreat entschieden wurde, muss im Alltag ankommen. Ohne klare To-dos und Verantwortlichkeiten verpufft der Schwung. Am letzten Tag sollte Zeit für konkrete nächste Schritte eingeplant sein.
Mangelnde Inklusion
Nicht alle können oder wollen verreisen. Familiäre Verpflichtungen, gesundheitliche Einschränkungen oder persönliche Präferenzen können Teilnahmen erschweren. Sensibilität und alternative Teilnahmeformate helfen, niemanden auszuschließen.
Der Return on Investment
Der ROI von Team-Workations zeigt sich in höherem Engagement, reduzierter Fluktuation und schnellerer Entscheidungsfindung. Die Harvard Business Review unterstreicht: Persönliche Begegnungen sind für echte Teamarbeit unersetzlich – besonders bei Remote-Teams, die sonst nur digital kommunizieren.
Lässt sich der Nutzen beziffern? Direkte Kennzahlen sind schwer zu erheben, aber indirekte Indikatoren sprechen eine klare Sprache. Unternehmen berichten von höherem Engagement, reduzierter Fluktuation und schnellerer Entscheidungsfindung nach Team-Retreats.
Gerade bei Remote-Teams, die sich sonst kaum sehen, schaffen gemeinsame Erlebnisse ein Fundament für vertrauensvolle Zusammenarbeit über Distanz.
Ob sich die Investition rechnet, hängt letztlich von der Umsetzung ab. Ein lieblos organisiertes Wochenende im Tagungshotel bringt weniger als ein durchdachtes Retreat an einem inspirierenden Ort. Die Kunst liegt im Detail.
Wie lang sollte eine Team-Workation dauern?
Die optimale Dauer liegt bei 4-5 Tagen inklusive An- und Abreise. Das ermöglicht sowohl fokussierte Arbeitsphasen als auch gemeinsame Erlebnisse, ohne zu erschöpfen. Kürzere Formate von 2-3 Tagen eignen sich für kompakte Workshops mit eingespielten Teams.
Wer trägt die Kosten für eine Team-Workation?
Es gibt keine gesetzliche Vorgabe. In der Praxis übernehmen Unternehmen meist Unterkunft, Verpflegung und Programm, während Mitarbeitende gegebenenfalls eigene Anreisekosten tragen. Eine transparente Vereinbarung vor Beginn verhindert Missverständnisse.
Welche rechtlichen Dokumente brauchen wir für eine Workation in der EU?
Für Aufenthalte im EU-Ausland benötigen Mitarbeitende eine A1-Bescheinigung, die den Verbleib in der deutschen Sozialversicherung nachweist. Diese beantragt der Arbeitgeber vor Reiseantritt bei der jeweiligen Krankenkasse. Zusätzlich sollte der Versicherungsschutz geprüft werden.
Können Team-Workations steuerlich abgesetzt werden?
Unter bestimmten Voraussetzungen ja. Wenn ein eigenbetriebliches Interesse besteht – etwa bei Strategiemeetings oder Teambuilding – können die Kosten als Betriebsausgabe geltend gemacht werden. Eine saubere Dokumentation von Programm und Arbeitsinhalten ist empfehlenswert.
Welche Destinationen eignen sich für Team-Workations?
Für europäische Teams sind Portugal, Spanien und Italien beliebt – dank angenehmer Zeitzone, guter Infrastruktur und unkomplizierter rechtlicher Rahmenbedingungen. Ländliche Regionen abseits großer Städte fördern den gewünschten Perspektivwechsel besonders gut.
Quellen: State of Company Offsites Report 2025 (Surf Office), YER-Studie zur Arbeitszufriedenheit 2025, EY Workation-Analyse 2025, IW Köln Workation-Erhebung 2024, Harvard Business Review


